Ich will – über die Kunst der Selbstmotivation (Teil 2 der Mini-Serie „Motivation“)

Thema Selbstmotivation: Aufnahme aus der Vogelperspektive; ein Mann läuft ganz alleine durch eine weite Wüstenlandschaft durch die Ebene, an einem massiven kahlen Berg entlang.
Norman Bücher in der Atacama-Wüste; Foto: Christian Frumolt
Dieser Artikel ist Teil 2 einer zweiteiligen Serie zum Thema Motivation. Diesen Teil hat unser Special Guest verfasst: der Extremläufer, Speaker und Autor Norman Bücher.

Zusammenfassung: Um etwas anzugehen, kläre dein Motiv und tue den ersten Schritt. Die richtige Richtung ist wichtiger für deinen Erfolg als die Geschwindigkeit.

Fällt es dir morgens schwer, aus dem Bett zu kommen? Oder startest du locker und leicht in den Tag? Die Art und Weise, wie wir morgens aus dem Bett kommen, ist ein gutes Indiz für unsere aktuelle Motivation. Was bedeutet überhaupt Motivation? Motivation beinhaltet in meinen Augen im Wesentlichen nur zwei Wörter: Ich will. Ein Mensch kann nur motiviert sein, wenn er eine Sache aus seinem tiefsten Inneren wirklich will.

Motive erkennen – Motive leben

Um dauerhaft motiviert zu sein, benötigen wir ein Motiv. Motivation basiert auf Motiven. Die Kunst der Selbstmotivation liegt darin zu wissen, warum wir etwas tun. Die Frage nach dem Warum ist eine der wichtigsten im Leben. Nur wenn wir unsere Motive, unsere Beweggründe kennen, werden wir auch ins Handeln kommen. Deshalb müssen wir uns unsere Motive und Beweggründe immer wieder ins Bewusstsein rufen. Gerade wenn es einmal nicht so läuft. Warum führe ich diese Aufgabe aus? Warum mache ich diesen Job? Motivation ist nichts anderes als die Summe an Motiven, die das Handeln eines Menschen bestimmen.

Kennst du deine Motive? Kannst du deine Beweggründe für deine unterschiedlichen Lebensbereiche benennen? Ich lade dich gerne ein, die nachfolgenden Fragen schriftlich zu beantworten:

  • Warum übst du deinen derzeitigen Job aus?
  • Warum bist du mit deinem*r derzeitigen Partner*in zusammen?
  • Warum stehst du jeden Morgen auf?

Den ersten Schritt tun

Wie schaffen wir es, unsere Komfortzone zu verlassen? Eine Aufgabe anzugehen, die große Überwindung kostet? Die einfache Antwort lautet: Indem wir einfach beginnen. Die drei magischen Buchstaben sind dabei: TUN. Wenn wir eine Sache beginnen, den ersten Schritt tun, erhöht sich dadurch auch unsere Motivation. Mit jedem Schritt, mit jedem Teilerfolg, nimmt die Motivation zu. Wenn du zum ersten Mal Sport treiben möchtest, dann starte einfach. Und wenn es nur ein paar Minuten sind. Denke an dein Ziel und mache dir bewusst, dass jeder Schritt, jede einzelne Übung und jede einzelne Trainingseinheit dich deinem Ziel ein Stück näherbringen.

Welche Etappe ist bei einem langen Mehrtageslauf die schwerste? Was meinst du? Meistens die erste. Warum ist das so? Weil du zu Beginn häufig noch nicht den eigenen Rhythmus gefunden hast, viele Situationen neu sind, du noch nicht die Routine und Souveränität besitzt, zahlreiche Faktoren unbekannt sind und du am Anfang noch nervös bist. Genau deshalb ist die erste Etappe, der erste Schritt, oft so mühsam. Alles Große beginnt klein. Jeder noch so lange Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Und dieser muss irgendwann gemacht werden. Du kannst im Vorfeld planen wie du willst, wenn du nicht startest, kannst du auch nicht ins Ziel kommen.

Eine Quintessenz aus fast 15 Jahren Abenteuer und Extremsport lautet: Nicht so viel über den ersten Schritt nachdenken, sondern ihn einfach tun. Oder anders gesagt: Erst denken, nicht handeln. Dann handeln, nicht denken. Wenn wir einfach anfangen, ein Ziel zu verfolgen, ohne Gedanken an Misserfolge oder ob es möglich ist, dann öffnen sich wie durch ein Wunder viele Türen für uns. Das ist schwer zu verstehen, wenn du es noch nicht selbst erlebt hast. Aber dies kann nur passieren, wenn du tatsächlich durch die Tür gehst. Schon durch den ersten Schritt wird sich einiges verändern. Und hör danach niemals auf weiterzugehen.

Es gibt keine perfekte Vorgehensweise oder einen perfekten Moment zum Beginnen. Wir sind niemals bereit für die ganz großen Aufgaben. Nur wenn wir anfangen, lernen wir die notwendigen Dinge. Die beste Vorbereitung ist es, etwas einfach zu tun.

Nicht das Ziel tötet, sondern das Tempo

1120 Kilometer durch das australische Outback, 265 Kilometer nonstop durch das Königreich Bhutan oder 600 Kilometer durch Feuerland. Wie schaffe ich es, überhaupt soweit und solange zu laufen?

Mein Erfolgsgeheimnis: Langsames Laufen.

Ja, du hast richtig gelesen. Ich laufe meistens in einem sehr verhaltenen Tempo. Und das wiederum ermöglicht mir so lange Distanzen zu laufen. Meine Devise lautet: Nicht die Strecke tötet, sondern das Tempo. Die Dosis ist bekanntlich das Gift. Nicht die Dimension eines Ziels stellt häufig das Problem dar, sondern die Geschwindigkeit, mit der wir uns darauf zubewegen. Je eiliger du Richtung Ziel unterwegs bist, desto mehr entfernst du dich in Wirklichkeit von ihm und von dir selbst.

Ob Extremsport, Business oder Alltagsleben: Wir müssen wieder lernen, mehr auf den Kompass zu schauen als immer nur auf die Uhr. Der Weg, die eingeschlagene Richtung ist bedeutsamer als die Geschwindigkeit. Doch die heutige Tempogesellschaft schätzt Geschwindigkeit. Menschen, die unaufhörlich in Bewegung sind, erwecken den Eindruck, beschäftigt und damit wichtig zu sein. Äußere Zwänge, hektische Betriebsamkeit und übertriebenes Leistungsdenken lassen keine Zeit für eine langsamere Gangart. Die meisten Menschen sehnen sich nach mehr Muße und dennoch ist ihre Zeit vollgestopft mit Terminen und Verpflichtungen. Findest du dich in diesem Szenario wieder?

Das Schlüsselwort lautet dabei Muße, was zielgerichtetes Nichtstun bedeutet. Muße hat nichts mit Faulheit, Trägheit, Passivität oder Arbeitsverweigerung zu tun. Im Gegenteil: Mußestunden erhalten die Gesundheit und fördern die Kreativität. Hast du Mut zur Muße?

Du selbst entscheidest, in welchem Tempo du leben möchtest.

Fragen für dich:

  • Wie hoch ist dein Lebenstempo?
  • Kannst du auch einmal nichts zu tun?
  • Wie viel Zeit verbringst du mit Mußestunden?
  • Kannst du auf dem Sofa liegen und eine Stunde nichts tun, träumen und den Wolken zuschauen?
  • Schaffst du es, einfach nur die Zeit zu vertrödeln – einen ganzen Tag lang?

Du kannst diese Fragen für dich selbst zum Reflektieren nutzen, wir freuen uns aber auch, wenn du deine Erfahrungen in den Kommentaren teilst!

Falls du es noch nicht getan hast, kannst du die monatlichen Effizienztipps hier abonnieren:

Autor des heutigen Effizienztipps:

Norman Bücher ist Vortragsredner, Motivationsexperte und Buchautor. Als Abenteurer und Extremläufer läuft er seit über zwanzig Jahren Marathons und Ultramarathons und stellt sich den extremsten sportlichen Herausforderungen.

Nach erfolgreichen Jahren in der Unternehmensberatung gab er im Jahr 2008 seine gesicherte Existenz auf, um sich voll und ganz seiner großen Leidenschaft zu widmen – dem extremen Ausdauersport.

Seine spannenden Bücher, Vorträge und Projekte findet ihr hier: https://www.norman-buecher.de/

Weiterführende Infos

  1. Norman hat viele Bücher geschrieben, die Ihr unter dem oben angegebenen Link finden könnt. Wer gleich motiviert loslegen will, sollte sich „atacama – das Erfolgstagebuch“ ansehen. Es ist ein Mitmachbuch, in dem ihr wie in einem Tagebuch eure Lernerfahrungen und guten Erlebnisse festhalten könnt. So legt ihr den Fokus aufs Positive.

  2. Wenn es dir schwer fällt, einen ersten Schritt zu tun, könnte es sein, dass du nicht so richtig weißt, wo du anfangen sollst. Wie du deinen ersten Schritt so definierst, dass du glasklar weißt, was du machen willst, erfährst du bei unserem Seminar Zeit fürs Wesentliche.
Thomas Wunderberg

Thomas Wunderberg

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