Effizienztipp: Stärken stärken, statt Schwächen bekämpfen
Zusammenfassung: Stärken stärken, echte Schwächen mithilfe eines Unterstützungssystems beherrschen und auf die restlichen sogenannten Schwächen keine Energie verwenden – das ist effizient und macht zufrieden.
Als Teil eines Trainings, an dem ich vor ein paar Jahren teilnahm, machte ich einen Persönlichkeitstest, um meine Stärken zu ermitteln. Nicht im Schnellverfahren, wie man das aus Zeitschriften kennt, sondern in Form eines etwa 25-minütigen Online-Fragebogens, der nach wissenschaftlichen Kriterien auf der Basis von Abertausenden von individuellen Interviews entwickelt worden war.
Obwohl ich mich für einen reflektierten Menschen halte und meine Stärken im Grunde damals schon kannte (meine Schwächen übrigens auch), haben der Test und die Lektüre des dazugehörigen Buchs doch meine Arbeits- und Denkweise gehörig verändert.
Die Autoren, Marcus Buckingham und Donald Clifton, gehen davon aus, dass es wenig Sinn hat zu versuchen Schwächen auszumerzen, weil es nie ganz gelingen wird. Wer Großes leisten will, darf sich nicht auf seine Schwächen konzentrieren, sondern muss sich auf seine Stärken besinnen.
Das heißt nicht, dass man sich um seine Schwächen gar nicht scheren soll. Aber man sollte eben auch nicht zu viel Energie darauf verwenden, sie irgendwie auszugleichen. Interessanterweise sehen die Autoren als echte Schwäche nur das, was einer hervorragenden Leistung im Weg steht.
Alles andere, was wir landläufig als Schwäche bezeichnen würden, ist für sie schlicht irrelevant. Das ist einfach die Abwesenheit eines Talents, ein „Un-Talent“, wie sie es nennen, aber keine echte Schwäche. Klingt das nicht wunderbar entlastend?
Als Mensch mit vielen Ideen ist das Fokussieren eine meiner echten Schwächen. Früher habe ich Tausende Dinge begonnen, aber nicht zu Ende gebracht. Immer erregte etwas anderes, das auch erledigt sein wollte, meine Aufmerksamkeit. Ich ließ mich zu leicht ablenken. Dinge nicht zu Ende zu bringen und Projekte nicht oder nicht rechtzeitig abzuschließen, steht aber einer hervorragenden Leistung im Weg.
Auf der Suche nach Abhilfe fand ich gleich mehrere Systeme, von denen ich besonders profitiert habe: das System „Getting things done“ von David Allen, die Pomodoro-Technik von Francesco Cirillo und die „Mindfulness-based stress reduction“ (MBSR) nach Jon Kabat-Zinn (Links zu den Wikipedia-Artikeln zu allen drei Methoden s.u.).
- „Getting things done“ hilft mir, den Überblick über Termine, Aufgaben und Prioritäten zu behalten.
- Die Pomodoro-Technik hilft, die Aufgaben tatsächlich konzentriert abzuarbeiten.
- Die Achtsamkeitsübungen der MBSR unterstützen mich darin, so etwas wie Konzentration überhaupt erst zu ermöglichen.
Kann ich damit meine Schwäche beseitigen? Natürlich nicht! Aber ich kann sie in den Griff kriegen – und das reicht völlig, um mithilfe meiner Stärken trotzdem eine hervorragende Leistung zu bringen (sagen jedenfalls meine Kunden und Kollegen – ich will mich ja hier nicht über Gebühr selbst beweihräuchern ;-).
Vielleicht fragst du dich jetzt, wieso die Überschrift „Stärken stärken“ ist, wenn es dann nur um die Schwächen geht. Also, das Beste zum Schluss: Unsere wahren Stärken sind so sehr Teil unserer Persönlichkeit, dass wir sie ganz automatisch ständig weiter entwickeln. Immer wenn du etwas mit Leichtigkeit oder Begeisterung tust, bist du wahrscheinlich gerade dabei, eine deiner Stärken weiter auszubauen.
Fragen für dich:
- Kennst du deine Stärken?
- Welche sind es?
- Mit welchen Tricks bekommst du in den Griff, was dich an einer hervorragenden Leistung hindert?
Wenn du diesen Beitrag nützlich fandst oder dir ein lieber Mensch einfällt, der gerade dringend hören muss, dass er/sie auch mit den eigenen Schwächen völlig in Ordnung ist, bitte weiterleiten!
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Autorin des heutigen Effizienztipps:
Ulrike Heiß ist Expertin für Selbstorganisation, gibt Tipps zur Selbststeuerung und dazu wie man Kontrolle über Projekte und Aufgaben gewinnt. Sie teilt Wissen zum effizienten Umgang mit E-Mails, zeigt, wie der Schreibtisch leer wird, und bringt ab und an ein bisschen „Nerdkram“ ein.
Literaturtipps und weitere Hinweise zum Thema Stärken:
- Der einmalig verwendbare Zugangscode zum Stärkentest wird mit dem Buch „Now discover your strengths“ ausgeliefert. Es hat also keinen Sinn, das Buch gebraucht zu bestellen, wenn man auch den Test machen möchte.
Der Test kostet einzeln etwa so viel wie Test und Buch zusammen. Ich empfehle dir daher, das Buch bei deiner Lieblingsbuchhandlung vor Ort zu bestellen. Wenn du es liest, steht dein Testergebnis in einem sinnvollen Kontext.
Englische Ausgabe: ISBN13: 978-1-4165-0265-4
Deutsche Ausgabe: ISBN-13: 978-3-5935-0252-6
Mittlerweile scheint es auch ein neues Begleitbuch zum Test zu geben unter dem Titel „Strengths Finder 2.0“.
Englische Ausgabe: ISBN-13: 978-1-5956-2015-6
Deutsche Ausgabe: ISBN-13: 978-3-8688-1529-0
Entwickelt wurde der Test vom traditionsreichen Gallup Institute. - Wenn du noch eine Bestätigung brauchst: Im Zusammenhang mit Vorbildern sagt auch Tim Ferriss in seinem neuen Buch „Tools of Titans“: „The superheroes you have in mind (idols, icons, titans, billionaires, etc.) are nearly all walking flaws who’ve maximized 1 or 2 strengths.“ Zu Deutsch etwa: Die Superhelden, die du im Kopf hast (Idole, Ikonen, Giganten, Milliardäre usw.), sind fast alle wandelnde Makel, die ein oder zwei Stärken maximal entwickelt haben.
- Links zu den Wikipedia-Artikeln zu den drei o.g. Methoden:
– Getting things done
– Pomodoro-Technik
– MBSR
Beim Impulsvortrag „Es könnte so einfach sein!“ vermitteln wir u.a. die Methode, die David Allen in seinem Buch „Getting things done“ beschreibt. Schau es dir mal an!
Zum Thema MBSR empfehle ich dir unsere Entspannungsschule, da kannst du in den Beiträgen von Jutta Burger einen ersten Eindruck davon gewinnen und einige Übungen dazu selbst erleben. - Ich verrate dir meine Stärken! Nach der englischen Ausgabe des Tests sind es: Input, Learner, Activator, Communication, Intellection. Du ahnst es sicher: Der Mangel an Fokus und die Leidenschaft für immer mehr Input scheinen zwei Seiten derselben Medaille zu sein. Thomas Wunderberg hat den Test auch gemacht. Und jetzt wissen wir, welche Stärken die Person mitbringen sollte, die wir als nächstes einstellen. Das ist bedeutend einfacher, als zu versuchen, diese Stärken selbst zu entwickeln. So bauen wir unsere Firma auf den Stärken der Mitarbeitenden auf.