So findest du aus einer Blockade wieder in den Arbeitsfluss

So findest du aus einer Blockade wieder in den Arbeitsfluss; Biene fliegt schnell auf Blüte zu
Foto: Boris Smokrovic via Unsplash

Zusammenfassung: Zwei Schritte sind zum Beseitigen einer Arbeitsblockade wichtig: 1. vom Nichttun wieder ins Tun kommen (am besten mit einer Aufgabe, die dir leicht fällt) und 2. den Fokus verlagern, um einen neuen Blick auf die Aufgabe zu bekommen.

Die Geschichte vom Bienchen im Deckenventilator

In meinem alten Büro hing ein etwas altmodischer Deckenventilator. Einmal verfing sich eine Biene im vergitterten Antriebsgehäuse des ausgeschalteten Ventilators und fand nicht mehr hinaus.

Sie versuchte wieder und wieder durch das zu engmaschige seitliche Gitter zu entkommen, statt einfach durch die großen Öffnungen an der Unterseite des Gehäuses, durch die sie offenbar auch hinein gelangt war, in die Freiheit zu fliegen.

Nachdem ich ihr eine Weile zugesehen hatte, kam mir der Gedanke, das Deckenlicht auszuschalten. Und siehe da: Die Biene fand fast augenblicklich den richtigen Weg nach draußen.

Was war anders? Das eingeschaltete Deckenlicht hatte der Biene suggeriert, dass es seitwärts zur Sonne geht. Unten war es dagegen dunkler. Als ich das Licht ausschaltete, war es unten heller als oben, was der Biene überhaupt erst ermöglichte, die unteren, größeren Öffnungen als Fluchtweg zu erkennen.

Was hat das mit Blockaden bei der Arbeit zu tun?

Etwas Ähnliches habe ich eben getan, um meinen Stuck-State zu beenden. Das ließe sich auf Deutsch vielleicht als „geistige Blockade“ wiedergeben. Und ja, auch Trainerinnen für Selbstorganisation haben Momente, in denen sie ineffizient am Computer herumdaddeln und prokrastinieren. Über die Jahre habe ich allerdings viele Wege kennengelernt, da selbst wieder herauszufinden.

Mitunter kann ein neuer Impuls helfen, einen Zustand des Festgefahren-Seins zu beenden. Im Fall der Biene hat das Ausschalten des Lichts ihr gewissermaßen einen Perspektivwechsel ermöglicht. Nun ist es aber so, dass ein solcher Perspektivwechsel uns im Stuck-State mitunter gar nicht möglich ist. Denn es ist ja gerade kennzeichnend für diese geistige Blockade, dass wir, um in der Metapher zu bleiben, immer wieder erfolglos gegen dasselbe Gitter anrennen, ohne andere Möglichkeiten wahrzunehmen. Und nicht immer ist jemand da, um uns einen Impuls zu geben.

Wenn du dich also dabei ertappst, dass du seit einer halben Stunde auf buzzfeed herumklickst, furchtbar spannende Artikel bei Zeit online liest oder nach lustigen Katzenbildern suchst, anstatt die Aufgabe zu erledigen, die du eigentlich angehen wolltest, weil du gar nicht weißt, wo du bei deiner Aufgabe anfangen sollst, darfst du dir erst mal dazu gratulieren, dass du das überhaupt bemerkt hast.

Der nächste Schritt: Schalte das Licht aus! Nicht physisch (obwohl das vielleicht auch funktionieren könnte), sondern metaphorisch. Verändere deinen Fokus selbst. Lege diese Aufgabe offiziell beiseite, und suche dir stattdessen eine, auf die du jetzt Lust hast. Wenn du auf keine Aufgabe Lust hast, wähle irgendeine aus. Es muss keine Herausforderung sein und auch nichts Wichtiges, sondern einfach nur etwas, das zu tun du dich irgendwann verpflichtet hast. 

Das ist der Trick dabei

Wichtig: Lege ein zeitliches Limit fest, wie lange du bei der Aufgabe maximal bleiben willst. Das Limit hängt von deinem Zeitbudget ab, aber ich empfehle eine halbe Stunde als absolutes Maximum. Stell dir einen Timer und höre nach der vorgegebenen Zeit auch wirklich auf.

Das Verrückte ist: Du wirst weitermachen wollen. Es fühlt sich nämlich irre gut an, Dinge zu tun, die wir uns vorgenommen haben. Es ist aber wichtig, die unwichtige Aufgabe an dieser Stelle wirklich beiseitezulegen, damit die wichtige nicht liegen bleibt.

Es wird dir nun bedeutend leichter fallen, einfach in deinem Schwung weiter zu machen und den ersten Schritt deiner wichtigen Aufgabe zu tun. Wenn du nicht weißt, welches der erste Schritt ist, tue einen der möglichen ersten Schritte. Wenn du dabei bemerkst, dass es nicht der „richtige“ erste Schritt war, du also vorher noch einen anderen Schritt tun musst, freue dich über den Gewinn an Klarheit und erledige eben stattdessen diesen anderen ersten Schritt.

Und bei alldem kannst du dich noch darauf freuen, wenn du dann mit der wichtigen Aufgabe fertig bist, deine zuvor angefangene Aufgabe zu Ende zu bringen. Wahrscheinlich bist du sogar ganz heiß darauf. So wie ich, die ich unbedingt diesen Artikel zu Ende … Was, der Wecker? Jetzt schon?

Fragen für dich:

  • Hast du auch solche Momente, in denen du einfach feststeckst? Gibt es typische Situationen, für die du dir vielleicht eine neue Handlungsoption zurechtlegen willst? 
  • Welche Tricks helfen dir, wenn du bemerkst, dass du eine Aufgabe, die du dir für heute vorgenommen hast, nicht angehst?

Nutze die Fragen für dich selbst zum Reflektieren oder erzähle davon in den Kommentaren. Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen!

Falls du es noch nicht getan hast, kannst du die monatlichen Effizienztipps hier abonnieren:

Autorin des heutigen Effizienztipps:

Ulrike Heiß ist Expertin für Selbstorganisation, gibt Tipps zur Selbststeuerung und dazu wie man Kontrolle über Projekte und Aufgaben gewinnt. Sie teilt Wissen zum effizienten Umgang mit E-Mails, zeigt, wie der Schreibtisch leer wird, und bringt ab und an ein bisschen „Nerdkram“ ein. Ihr Seminar Zeit fürs Wesentliche findest du hier

Ulrike Heiß

Weiterführende Infos

  1. Wenn du zum Thema Motivation noch mehr lesen möchtest, empfehle ich dir diese beiden Effizienztipps von Norman Bücher bzw. von mir: 
    https://e3-trainings.de/motivation-3-tricks-mit-denen-dein-innerer-schweinehund-ueber-stoeckchen-springt/ und https://e3-trainings.de/selbstmotivation-ich-will/
  2. Wenn du bei einem Vorhaben prokrastinierst, kann der Grund sein, dass du einfach nicht genau weißt, wo du anfangen sollst. Hier ist es extrem hilfreich, sich über zwei Dinge klar zu werden: 1. Was ist mein gewünschtes Ergebnis? Damit definierst du deine Ziellinie. Und 2. Was ist mein erster Schritt? Um zu beginnen, musst du nicht am Angang schon alle Zwischenschritte kennen, die dich zu deinem gewünschten Ergebnis bringen! (Darüber könnte ich jetzt einen eigenen Effizienztipp schreiben, das notiere ich gleich mal.)
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Thomas Wunderberg

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